Giftfreies Gärtnern

Das Who’s Who im quietschfidelen Garten

 
Ameise melkt Blattlaus. Foto: böhringer friedrich, CC BY-SA 2.5

Lästling Ameise

Leben lassen oder loswerden?

Sind Ameisen nun Schädlinge? Oder Nützlinge? Oder vielleicht Lästlinge? Das kommt wie so oft auf die Perspektive an. Ameisen erfüllen vielfältige Aufgaben im Ökosystem. Sie sind Jäger, Sammler, Nutztierhalter und Nahrung für andere Tiere. Als eusoziale Insekten leben sie in komplexen Staaten. Die Königin, die bis zu 20 Jahre alt werden kann, legt ohne Unterlass Eier. Die Arbeiterinnen können sich selbst nicht fortpflanzen und kümmern sich um den Nestbau, die Brutpflege und die Nahrungssuche. Männliche Tiere gibt es nur im Sommer zur Fortpflanzungszeit. Dann fliegen die frisch geschlüpften Jungköniginnen zum Hochzeitsflug aus. Fliegende Ameisen sind also keine eigene Art und die Invasion ist schnell wieder vorbei.

Funktionen im Ökosystem

Für Schneeglöckchen, Leberblümchen und Walderdbeere sind Ameisen äußerst nützlich, denn sie verbreiten die Samen dieser Pflanzen über dutzende Meter hinweg. Für diesen Service werden die Ameisen von den Pflanzen mit einem sogenannten Elaiosom belohnt – einem zucker- oder fettreiches Anhängsel am Samen.

Der Grünspecht hat sich darauf spezialisiert, bodenbewohnende Ameisenarten mit seiner 10 cm langen, widerhakenbesetzten Zunge aus dem Untergrund zu angeln. Seine Nachkommen zieht er sogar ausschließlich mit dieser Ameisen-Kost auf. In der Kulturlandschaft findet der Grünspecht immer ungünstigere Lebensbedingungen vor und sucht sich zunehmend Lebensraum in Siedlungen. Die Ameisenkolonie im Rasen ist für ihn ein All-you-can-eat-Buffet.

Im Garten erfüllen Ameisen weitere nützliche Aufgaben. Sie verspeisen pflanzenfressende Insekten wie Blattkäferlarven und Falterraupen. Zudem lockern Sie die Erde auf und düngen den Boden, indem sie Biomasse hineintragen.

Schäden im Garten

Der Mensch ist nicht die einzige Spezies, die sich Nutztiere hält: Ameisen tun es ebenfalls mit verschiedenen Pflanzenläusen. Diese werden regelrecht gemolken, um an die Ausscheidung – den süßen Honigtau – zu kommen. Von den 100 in Deutschland vorkommenden Ameisen-Arten trifft man Garten vorwiegend:

Gelbe Wiesenameisen (Lasius flavus): Sie leben in unterirdischen Nestern, die sie selten verlassen. Das müssen sie auch nicht, denn sie haben eine Symbiose mit Wurzelläusen, die sie regelrecht züchten und melken Ihre Erdnester legen sie auf feuchten Wiesen und Rasenflächen an,  gerne auch unter Steinen.

Schwarze Wegameisen (Lasius niger): Sie melken ebenfalls gerne Blatt-, Schild- und Wurzelläusen. Die  Läuse werden im Gegenzug gehegt und gepflegt: Sie erhalten Schutz vor Fressfeinden wie Marienkäfern und werden sogar auf Futterpflanzen getragen.

Die Maulwurfsartigen Nesthügel im Rasen werden oft als störend empfunden.

Ungebetene Gäste am Frühstückstisch

Leider suchen Ameisen auch in der menschlichen Umgebung nach Unterschlupf und Nahrung. Normalerweise sind sie ungefährlich, aber lästig. Vom Essensgeruch werden sie auf die Terrasse oder in die Küche gelockt. Damit ihre Kolleginnen die Futterquelle besser finden können, legen Ameisen eine Geruchsspur an und eine Ameisenstraße entsteht.

 

Abwehr

Meist gibt es keinen Grund diese faszinierenden und nützlichen Insekten zu bekämpfen. In einem naturnahen und vielfältigen Garten gehören sie dazu und nehmen normalerweise nicht Überhand. Sollte es trotzdem einmal zu einer „Plage“ kommen, können Ameisen mit natürlichen Mitteln vertrieben bzw. umgeleitet werden.

Maßnahmen, die den Blattlausbefall reduzieren, wie das Abspritzen mit einem scharfen Wasserstrahl, wirken auch gegen Ameisen, indem eine ihrer Nahrungsquellen getroffen wird. Mit einem Leimring um den Stamm kann man verhindern, dass Ameisen Blattläuse auf Obstbäume tragen.

Mir stinkt‘s

Da Ameisen sich mit Hilfe ihres Geruchssinns orientieren, können sie mit starken Düften abgeschreckt werden. Im Garten sind Wermut- und Rainfarnjauche besonders wirksam. Dafür 300 g frisches oder 30 g getrocknet Kraut in 10 l Wasser für ca. 14 Tage gären lassen. Auch zerkleinerte Tomaten- Holunder-, Wacholder und Walnussblätter,  Farnkraut und Weinraute sollen eine abschreckende Wirkung haben.  Ebenso wie Mischkulturen mit Lavendel, Majoran, Thymian und Wermut sowie Feldsalat als Zwischenkultur.

Algenkalk kann als schmale Spur gestreut werden und wirkt als Barriere, da er von Ameisen gemieden wird.

Auf der Terrasse und vor der Haustür empfiehlt es  sich Duftstoffe wie Lavendel, Kerbel, Nelke oder Zimt auf die Ameisenstraßen zu streuen.

Alle Schlupflöcher verschließen

Um die Krabbeltiere vom Haus fern zu halten alle Vorräte fest verschließen und Schlupflöcher am Haus abdichten. Mülleimer und –tonnen regelmäßig leeren und geschlossen halten. Keine Futternäpfe stehen lassen. Ameisen lassen sich auch durch alternative, attraktive Nahrungsquellen weglocken. Gegen Ameisen auf dem Gartentisch hilft es, die Tischbeine in Wassergläser zu stellen.

Umsiedlung

Lässt sich die Ameisenkolonie durch diese Maßnahmen nicht beeindrucken, kann sie an einen Ort umgesiedelt werden, an dem sie nicht stört. Dafür einen Tontopf mit  lockerer Erde und Holzwolle/Zeitungspapierfüllen und etwas Zucker als Lockmittel hineingeben. Den Topf mit der  Öffnung nach unten aufs das Nest stellen. Nun siedeln die Ameisen zusammen mit ihrer Brut um und können weggetragen werden – am besten 10 – 20 m vom alten Nistplatz entfernt. Am Komposthaufen ausgesetzt unterstützen sie sogar die Kompostbereitung.

Beseitigen von Nestern

Als letzten Ausweg, können Nester, die beispielsweise unter der Terrasse angelegt wurden, mit heißem Wasser übergossen werden.
Biozide bergen Gefahren für Mensch und Umwelt, so dass man auf sie getrost verzichten kann. Zudem machen die Mittel keinen Unterschied, welches Insekt sie töten.
Ausnahme: Einige Ameisen-Arten legen ihre Nester im Haus an und schädigen die Substanz, vor allem Holz. In dem Fall müssen unbedingt Profis ans Werk.

Nützlinge

Neben dem Grünspecht, verspeisen auch andere Vögel Ameisen. Spitzmäuse, Frösche, Kröten, Raubinsekten und Spinnen zählen ebenso zu den Fressfeinden der Sechsbeiner.

 

Quellen:

Biologischer Pflanzenschutz im Garten. Otto Schmid, Silvia Henggeler. 10. Auflage 2012. Ulmer Verlag

Biologisch Gärtnern. Christa Weinreich OSB. 2010. Österreichischer Agrarverlag

https://www.gartenfreunde.de/gartenpraxis/pflanzenschutz/tipps-zum-pflanzenschutz/laestige-ameisen/

https://www.gartenfreunde.de/gartenpraxis/tiere-im-garten/ameisen-emsige-insekten/

http://www.hausgarten.net/gartenpflege/pflanzenschutz/ameisen-bekaempfung.html

http://www.lbv.de/unsere-arbeit/vogelschutz/vogel-des-jahres/gruenspecht-2014/lebensweise.html

http://www.berlin.de/special/immobilien-und-wohnen/balkon-und-garten/3167065-739650-ameisen-im-garten-biologisch-bekaempfen.html