Giftfreies Gärtnern

Das Who’s Who im quietschfidelen Garten

 
Nacktschneckenfraß © Dieter Hawlan - stock.adobe.com

Nacktschnecken

an Gemüse, Zierpflanzen, Blättern, Früchten

Schneckenfraß ist erkennbar an an- oder abgefressenen Pflanzen, ausgehöhlten Früchten, Schleimspuren und grüngrauem Kot an den betroffenen Pflanzen.

Biologie

Gehäuseschnecken fressen überwiegend totes Pflanzenmaterial. Sie richten kaum Schäden an.

Nacktschneckenarten, die sich bei feuchter Witterung massenhaft vermehren, und häufig als Schädlinge auftreten sind:

  • Die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) wird 7 – 15 cm groß, ist farblich variabel von ocker über rotbraun bis dunkel. Sie kann weite Entfernungen zurücklegen, bis zu 20 m in einer Nacht, und aus angrenzenden Wiesen oder Äckern einwandern. Sie frisst ein breites Spektrum an Pflanzen.
  • Die Gartenwegschnecke (Arion hortensis) ist  gelb-braun bis schwarz, 2 – 5 cm groß, hält sich überwiegend im Boden auf, wandert nicht weit und ist nachtaktiv. Sie frisst Wurzeln, Knollen und Samenkörner, seltener Grünteile. Sie ist besonders robust gegenüber Kälte und legt fast das ganze Jahr über Eier. Die kleinen Larven treten besonders im Mai als sogenannte Tauschnecken massenhaft an der Bodenoberfläche auf.
  • Die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) ist 3 – 6 cm groß, meist hell mit dunkler Zeichnung und groben Runzeln. Sie schädigt praktisch alle Pflanzenteile. Sie ist standorttreu, nachtaktiv und feuchtigkeitsbedürftig.

Nacktschnecken sind Zwitter und begatten sich gegenseitig. Sie legen ihre weißen oder grauen Eier (bis zu 400 pro Tier) klumpenweise in Bodenspalten, unter Steinen oder am Kompost ab. Es überwintern sowohl Eier als auch ausgewachsene Tiere in Verstecken im Boden.

Anbauempfehlungen

  • Schneckenzaun z.B. für das Jungpflanzenbeet errichten, innerhalb des Zaunes müssen alle Schnecken entfernt werden.
  • Einzelpflanzen mit Schneckenkragen schützen.
  • Für eine rasche Jugendentwicklung sorgen: Erst bei erwärmten Böden sähen, Erbsen und Bohnen vorquellen lassen, Gemüse und Blumen an einem geschützten Ort vorziehen, nur kräftige Pflanzen aussetzen.
  • Um die Schneckeneier zu bekämpfen, den Boden nach den ersten Frösten tief lockern oder im zeitigen Frühjahr durchhacken.
  • Bei lehmigen Böden und hohem Schneckenbesatz im frühen Winter umgraben, um Eier und Schnecken an die Bodenoberfläche zu bringen.
  • Keine groben Schollen und Hohlräume bei der Bodenbearbeitung erzeugen.
  • Feinkrümeliges Saatbeet mit glatt geharkter Oberfläche bietet keine Verstecke.

 

Abwehr

Kulturführung

  • Gießen: Frühmorgens, auf keinen Fall abends, nicht flächig sondern gezielt Pflanzen von unten gießen oder Tröpfchenbewässerung nutzen.
  • Mulch: Keinen oder nur dünnen Mulch ausbringen, diesen vorher antrocknen lassen und zerkleinern. Oder Mulchen mit schneckenunfreundlichem Material wie grobem Stroh, gehäckseltem Baumschnitt oder Rindenmulch.
  • Hacken: Regelmäßig die oberste Bodenschicht durchhacken um Schnecken aufzuscheuchen und zu beunruhigen. Danach einsammeln.
  • Schutzstreifen um Beete oder Jungpflanzen anlegen, die von Schnecken schwer überwunden  werden können z.B. aufgehäuftes Sägemehl, Fichtennadeln, scharfkörniger Sand und gehäckseltes Schilf. Streifen aus Steinmehl oder Branntkalk (mind. 30 cm) trocknen die Sohle der Schnecken aus. Bei anhaltender Feuchtigkeit müssen sie regelmäßig erneuert werden. Boden nicht überkalken!
  • Koffein: Kaffeesatz flächig ausstreuen oder ringförmig um Pflanzen ausbringen.
  • Bierfallen locken Nacktschnecken an. Deshalb nicht ins Beet stellen, sondern weglocken. Sie sind wenig effektiv, da nur ein kleiner Teil ertrinkt. Den Rand 1 cm aus dem Boden stehen lassen, um andere Tiere zu schonen.
  • Absammeln: Schneckenverstecke wie Bretter, große Blätter, Dachziegel o.Ä. ausgelegen und morgens kontrollieren. Gartenwegschnecken, die vor allem im Frühjahr und Herbst stark auftreten, mit Ködern wie angefaulten Tomaten, Gurkenstückchen, Grapefruitschalen oder feuchter Weizenkleie aus den Beeten locken, diese Köder abends kontrollieren. Gesammelte Nacktschnecken weiter als 20 m vom nächsten Garten entfernt aussetzen.
  • Kompost: Auf Schneckengelege kontrollieren und wenn nötig den Haufen auseinanderziehen, abtrocknen lassen und neu aufsetzen.
  • Schneckenkorn: Nur als letzte Maßnahme einsetzen und nur Mittel mit dem Wirkstoff Eisen(III)-phosphat verwenden, da diese für Kinder, Haustiere und Nützlinge nicht gefährlich sind. Allerdings werden auch seltene oder gefährdete Schneckenarten getötet.

Nützliche Pflanzen

In artenreichen Ökosystemen gibt es weniger Schneckenfraß, als dort wo wenige Pflanzenarten vorkommen.

Besonders hilfreiche Pflanzen sind:

  • Selbstgemacht: Eine Begonie mit Blüten zerkleinern und mit 10 l Wasser aufgießen, 2 Stunden ziehen lassen, danach Setzlinge eintauchen oder nach dem Pflanzen übergießen.
  • Pflanzen mit starkem ­­Ge­schmack und Geruch anbauen wie Bohnenkraut, Kamille, Lavendel, Ros­ma­rin, Thymian oder Kapuzinerkresse, besonders ringförmig um Beete oder als Barriere an der Gartengrenze.
  • Zierpflanzen, die Schnecken nicht schmecken sind z.B. giftige-Arten wie Maiglöckchen und Pfingstrose oder dickblättrige, ledrige oder haarige Arten wie Fetthenne, Hauswurz, Bergenien und Pelargonien.
  • Käufliche Pflanzenextrakte aus Farnkraut, Lebermoos oder Kompost auf die Pflanzen sprühen.

Nützlinge

  • Igel, Spitzmäuse, Maulwürfe, Erdkröten, Blindschleichen und Vögel verspeisen erwachsene Schnecken. Die Spanische Wegschnecke wird wegen ihres Schleimes weniger gern gefressen.
  • Die Eigelege und Jungschnecken werden von Hundertfüßern, Laufkäfern und ihren Larven sowie Glühwürmchen und ihren Larven gefressen. Auch die Große Weinbergschnecke und die Nacktschnecken aus der Familie der Schnegel z.B. der Tigerschnegel vertilgen Nacktschneckeneier.
  • Wo viele Regenwürmer leben, gibt es allgemein weniger Schneckenfraß, vermutlich weil sie die Abwehrkräfte der Pflanzen stärken.
  • Hilfreiche Nutztiere sind Hühner und Laufenten. Die Hühner am besten nach der Bodenbearbeitung auf die Beete lassen, damit sie die Eier fressen. Laufenten fressen ausgewachsene Nacktschnecken, mögen allerdings auch Kulturpflanzen wie Salat.

 

 

Quellen:
Biologischer Pflanzenschutz im Garten. Otto Schmid, Silvia Henggeler. 10. Auflage 2012. Ulmer Verlag
Biologischer Pflanzenschutz im Freiland – Pflanzengesundheit im Ökologischen Landbau. Stefan Kühne, Ulrich Burth und Peggy Marx. 2006. Ulmer Verlag
Pflanzenschutz im Biogarten. Marie-Luise Kreuter. 5. Auflage 2003. BLV Verlag
www.oekolandbau.de
www.hortipendium.de
www.gartenfreunde.de
www.nabu.de