Giftfreies Gärtnern

Das Who’s Who im quietschfidelen Garten

 
Hummel und Fliege. Foto © GRÜNE LIGA Berlin

Giftfreies Gärtnern

Auch im Privatgarten geht von Pestiziden eine Gefahr für Mensch und Umwelt aus

Freiverkäufliche Pflanzenschutzmittel sind nicht grundsätzlich harmlos. Eine Vielzahl von Mitteln führen zur Gefährdung von . . .

  • Bienen und Hummeln,
  • Nützlingen, wie Marienkäfern und Raubmilben,
  • Wildtieren, wie Säugetieren und Vögeln,
  • Gewässern und den darin lebenden Fischen und Amphibien,
  • Bodenlebewesen, die für die Bodenfruchtbarkeit wichtig sind,
  • Haustieren im Garten,
  • Kindern,
  • und den Anwendern_innen selbst.

In der Landwirtschaft dürfen Pestizide nur von Personen angewendet werden, die einen sogenannten Sachkundenachweis erbringen, sich also mit der Anwendung auskennen. Da Heim-, Klein- und Hobbygärtner_innen in der Regel nicht sachkundig sind, werden nur bestimmte Mittel für den Privatgebrauch zugelassen um Schäden an Mensch, Tier und Umwelt zu vermeiden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) entscheidet, unter welchen Bedingungen Pestizide an Laien verkauft werden dürfen. Nicht zugelassen sind Stoffe mit der Einstufung „sehr giftig“ oder „ätzend“. Außerdem erhalten die Verbraucher_innen nur angemessene Verpackungsgrößen, so dass sie die Mittel bei Einhaltung der Hinweise sicher dosieren können.

Die unsachgemäße Anwendung von Pestiziden kann deren Gefährlichkeit deutlich erhöhen. Gärtner_innen haben teilweise Schwierigkeiten bei der Diagnose von Schaderregern, missverstehen die Anwendungsanleitung oder nehmen Warnhinweise nicht ernst.

Gefahrenquellen sind daher vor allem:

  • fehlende Beratung über die Risiken von Pestiziden und die Alternativen zu chemischen Mitteln beim Einkauf falsche Anwendung: Ein Pestizid gegen Blattläuse im Haus darf z.B. nicht gegen Blattläuse im Garten angewendet werden, da es dort bienengefährlich ist.
  • falsche Lagerung: Wenn Mittel jahrelang im Schuppen stehen, kann es passieren, dass sie nach heutigem Standard nicht mehr zugelassen sind oder die Anleitung verloren gegangen ist. Dadurch können sie nicht nur zu einer Gefahr für die Natur sondern auch für die Anwender_innen werden.
  • Abdrift: Wird bei Wind gespritzt können die Mittel in Gewässer, auf Blütenpflanzen oder in Nachbars Garten geweht werden und Fische, bestäubende Insekten und die menschliche Gesundheit gefährden.
  • verbotene Anwendung: Auf versiegelten Flächen, wie Einfahrten und Wegen dürfen keine Unkrautvernichtungsmittel gespritzt werden, weil sie leicht vom Regen in Gewässer gespült werden. Durch unsachgemäße Anwendung ist es in den letzten Jahren zu einer zunehmenden Belastung von Oberflächengewässern gekommen.
  • keine Schutzkleidung: Die Hälfte der Gärtner_innen trägt nie Schutzkleidung beim Ausbringen von Pestiziden.
  • falsche Dosierung: ein Fünftel hat Probleme bei der Bemessung der richtigen Dosierung. Das Motto „Viel hilft viel“ kann beim Pestizideinsatz im Garten große Schäden anrichten.
  • zu kurze Wartezeit: Bei der Anwendung von Pestiziden an Obst und Gemüse sind Wartezeiten einzuhalten, also ein Mindestabstand zwischen der Spritzung und der Ernte bzw. dem Verzehr, damit die Nahrungsmittel möglichst wenig belastet sind. Ein Drittel der Gärtner_innen findet diese Wartezeit zu lang.
  • Wechselwirkungen: Ein Cocktail verschiedener Chemikalien kann zu gefährlichen Nebenwirkungen führen.
Gefahrensymbol N – Umweltgefährlich. Ist dieses Symbol auf einer Verpackung abgebildet, bedeutet dies, das ein Pflanzenschutzmittel giftig für Wasserorganismen, Pflanzen, Tiere, Bodenorganismen oder Bienen ist oder längerfristig schädliche Wirkung auf die Umwelt hat.

Gefahrensymbol N – Umweltgefährlich. Ist dieses Symbol auf einer Verpackung abgebildet, bedeutet dies, das ein Pflanzenschutzmittel giftig für Wasserorganismen, Pflanzen, Tiere, Bodenorganismen oder Bienen ist oder längerfristig schädliche Wirkung auf die Umwelt hat.

 

Diese Gefahren können gänzlich ausgeschlossen werden, wenn man auf den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel verzichtet. Im naturnahen Garten fühlen sich Nützlinge wohl und helfen die massenhafte Vermehrung von Schädlingen zu verhindern. Schon beim Anbau wird Pflanzenkrankheiten vorgebeugt indem man widerstandsfähige Sorten und den richtigen Standort wählt. Der Boden bleibt gesund durch den Anbau in sinnvollen Fruchtfolgen. Eine ausgewogene biologische Düngung regt das Bodenleben an und sorgt für robuste Pflanzen. Unkraut kann man mit der Hacke zu Leibe rücken und das eine oder andere Beikraut darf stehen bleiben, denn es schmeckt im Wildkräutersalat oder erfreut Bienen und Schmetterlinge. Biologische Pflanzenschutzmittel und natürliche Spritzbrühen werden vorsichtig eingesetzt, denn auch sie können unbeabsichtigt Lebewesen im Garten schädigen.

So entsteht im eigenen Garten ein quietschfideles Ökosystem, das gesunde und frische Lebensmitteln sowie einen hohen Erholungswert bietet.

Quellen:

Bundesweite Befragung zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Haus- und Kleingarten 2001 von der Humboldt-Universität zu Berlin für das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in Haus- und Kleingärten, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: https://www.nap-pflanzenschutz.de/indikatoren-forschung/erhebungen/haus-und-kleingaerten/
Pflanzenschutz im Hausgarten, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz: http://www.hortipendium.de/Pflanzenschutz_im_Hausgarten