Giftfreies Gärtnern

Das Who’s Who im quietschfidelen Garten

 
Ansetzen einer Brennnesseljauche ©fotoliaanjak - stock.adobe.com

Brühen, Jauchen und Tees

Pflanzliche Brühen, Jauchen und Tees sind natürliche Pflanzenstärkungsmittel. Sie erhöhen die Widerstandskraft von Pflanzen, versorgen sie mit wichtigen Nährstoffen oder vertreiben Schädlinge. Ihre Wirkung ist überliefert und teilweise erforscht, z.B. verstärkt die Kieselsäure des Ackerschachtelhalms die Zellwände der Pflanzen, so dass keine Pilzsporen eindringen können.

Die Ausgangsstoffe finden sich oft im eigenen Garten als Beikräuter. Sie können frisch verwendet oder getrocknet und gelagert werden. Pflanzenstärkungsmittel sind keine Pflanzenschutzmittel, daher ist eine komplette Beseitigung von Schädlingen und Krankheitserregern nicht angestrebt und nicht zu erwarten. Vielmehr soll der Gesundheitszustand  der Pflanzen gefördert werden. Hierfür ist die regelmäßige und vorbeugende Anwendung notwendig: zu Beginn der Vegetation im Abstand von 7 -10 Tagen, später alle 2 – 3 Wochen. Bei einem akuten Schädlingsbefall ist der mehrmalige Einsatz in kurzen Abständen hilfreich. Die Mittel sollten regelmäßig neu angesetzt werden.

Zubereitungsformen:

  • Kaltwasserauszug: zerkleinerte Pflanzenteile 24 Stunden (bis 3 Tage) in Wasser einweichen, sieben
  • Brühe: wie Kaltwasserauszug, danach aufkochen und 15 – 30 min sieden, danach sieben
  • Tee: zerkleinerte Pflanzenteile mit heißem Wasser aufbrühen, abkühlen lassen, sieben
  • Jauche: zerkleinerte Pflanzenteile, mit Wasser in einem Gefäß (kein Metall) mindestens 10 Tage gären lassen, täglich umrühren, bis es aufhört zu schäumen, gegen Gerüche kann Steinmehl eingestreut werden
  • Extrakte, Öle, etc.: käuflich zu erwerben, nach Anleitung anzuwenden

 

Auswahl gängiger Rezepturen:

Pflanze Rezeptur je 1 l Wasser Verdünnung mit Wasser Verwendung
Ackerschachtelhalm Brühe: 100 -150  g frische Sommertriebe oder 15 -20 g getrocknete 1: 5 vorbeugend gegen Pilzkrankheiten
Beinwell Jauche: 100 g Blätter und Stiele 1:10 Bodendüngung gegen Kali-Mangel
1:20 Blattdüngung
Brennnessel Jauche: 100 g frisches Kraut

 

1: 10 Bodendüngung
1: 20 Blattdüngung
Kaltwasserauszug: 100 g frisches Kraut unverdünnt gegen Blattläuse, 3 Tage hintereinander
Farnkraut Brühe oder Jauche: 100 g frisch oder 10 -20 g getrocknet

 

1:10

 

 

Winterspritzung gegen Blut- und Schildläuse
gegen Blattläuse, Schnecken
unverdünnt Pilzkrankheiten, Rost
Kapuzinerkresse Tee: 150 – 200 g Kraut und Blüten unverdünnt Blut-, Schildlausherde einpinseln
Knoblauch/ Zwiebel Tee: 10 g gehackte Zehen unverdünnt vorbeugend gegen Pilzkrankheiten, Milben
Meerrettich Tee: 25 – 30 g frische Blätter und Wurzeln, 24 h ziehen unverdünnt vorbeugend gegen Monilia
Kaltwasserauszug: 100 g unverdünnt Saatbeize gegen Pilzkrankheiten
Rainfarn Tee: 30 g getrocknetes Kraut

 

 

unverdünnt Obstbaumschädlinge
1:3

 

gegen Blattläuse, Milben, Kohlweißlinge, Insekten
Brühe: 30 g frisches, blühendes Kraut unverdünnt gegen Blattläuse, Milben
Tomate Kaltwasserauszug : 1 Hand voll zerstampfte Blätter, 2 h ziehen unverdünnt gegen Kohlweißling
Wermut Tee: 30 g frische blühende Triebspitzen oder 2 Esslöffel getrocknete, 1 h ziehen unverdünnt oder 1:2

 

gegen Brombeer-, Erdbeermilbe

 

Brühe: Zutaten wie Tee

 

unverdünnt gegen Möhrenfliege, Kohlweißling, Apfelwickler

 

Sonstige Zutaten:

  • Spritzbrühen können auch aus natürlichen, aber nichtpflanzlichen Inhaltsstoffen hergestellt werden, wie Backpulver, Lehm, Magermilch, Molke oder Schmierseife.

Kombinationsmöglichkeiten:

  • Pflanzenjauchen mit Algenextrakte und Gesteinsmehle anreichern.
  • Für einen Allrounddünger verschiedene (Bei-)Kräuter zu einer Jauche vergären, z.B. Brennnessel, Schachtelhalm, Beinwell, Zwiebeln, Knoblauch, Kohlblätter, Ringelblumen, Schafgarbe, Rainfarn, Löwenzahn, Hirtentäschel, Vogelmiere, Salbei, Basilikum, Thymian, Minze, Lavendel und Beifuß etc.

Anwendungshinweise:

  • Nicht mit (Brennnessel-)Jauche überdüngen dies schwächt die Widerstandkraft (Maximum: Starkzehrer alle 1-2 Wochen, Schwachzehrer alle 4-6 Wochen).
  • Dosierung beachten, um Verätzungen an den Pflanzen zu verhindern.
  • Nicht direkt vor oder nach Regen spritzen, um Verdünnung zu vermeiden.
  • Pflanzen nicht bei starker Sonneneinstrahlung spritzen, um Verbrennungen zu verhindern.


Quellen:

Sachgerechter Pflanzenschutz im Haus- und Kleingarten: Eine Information der Pflanzenschutzdienste der Länder Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Pflanzenschutz im Biogarten. Marie-Luise Kreuter. 5. Auflage 2003. BLV Verlag